

Zusammenfassung
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Kurz hinter der Einfahrt zum Stadion am Bruchwald hängt ein großes Transparent auf der anderen Straßenseite: „Wir glauben an euch. Auf zum Endspurt!“ steht auf dem weißen Laken geschrieben. Mag sein, dass diese kleine Motivationsspritze in erster Linie jene Zehntklässler beflügeln soll, die an der Realschule Bissingen vor den Prüfungen zur mittleren Reife stehen. Die Sache mit dem Glauben und dem Endspurt betrifft aber auch jene beiden Oberligisten, die sich am Samstag nebenan bei Regen und Kälte auf einem erstaunlich gut bespielbaren Rasen begegnen.
Der FSV 08 Bissingen und der Bahlinger SC biegen am viertletzten Spieltag in den Zielkanal des Aufstiegsrennens. Bahlingen geht als Tabellenzweiter vor dem Dritten Bissingen in den Tunnel – und kommt nach 90 Minuten als Erster wieder raus. Der FC 08 Villingen leistet südbadische Schützenhilfe und stürzt bei Schneefall mit einem 4:2-Heimsieg die Stuttgarter Kickers vom Oberliga-Thron.
Den Glauben haben im Liga-Endspurt also vor allem die Bahlinger verinnerlicht. Eine Rückrunde ohne Niederlage mit nunmehr 36 von 42 möglichen Punkten verleiht allen Beteiligten mentale Stärke, und das Gefühl, den richtigen Plan zu haben. Dass die Bahlinger gegen Bissingen auf den Tag genau vor sechs Jahren an gleicher Stelle letztmals gewannen (8:1) – egal. Von der ersten Minute an schnüren sie den vermeintlichen Angstgegner ein, schieben ihre Ballpassagen über die Flügel an und lassen Bissingen im Spielaufbau keine Luft zum Atmen. Das Gegenpressing beeindruckt auch manchen Bissinger Edelfan. „Wir probieren, den Ball bis spätestens im Raum an der Mittellinie, die wie Kampfzone nennen, zu erobern“, erklärt Angreifer Serhat Ilhan das gierige Draufgängertum der Kaiserstühler.
Eine Halbzeit lang spulen die Rot-Weißen ihre laufintensive Vorwärtsverteidigung ab, kreieren dabei zahlreiche Chancen, sodass es eigentlich höher als 1:0 zur Pause hätte stehen können. Ilhan, auf links kaum zu halten, stubst den Ball nach Pass von Erich Sautner und eleganter Brustannahme per Kopf ins FSV-Tor (17.).
Nach dem Wechsel funktioniert beim BSC auch Plan B. Im 3-5-2-System steht die Mannschaft nun etwas tiefer, Bissingen hat mehr Ballbesitz, lässt sich aber nun durch lange Bälle aushebeln, vorzugsweise geschlagen von Walter Adam: Nachdem Maximilian Faller auf diese Art freistehend am FSV-Keeper Sven Burkhardt scheiterte, schließt Ilhan ein Solo über den halben Platz mit einem feinen Heber über Burkhardt abgezockt zum 2:0 ab (61.). „Serhat spielt derzeit echt stabil und erntet den Lohn für seine geduldige Arbeit über die ganze Saison“, sagt BSC-Trainer Dennis Bührer.
Der Genickschlag für die Gastgeber folgt zwei Minuten später: Yannick Häringer, Anführer aller Bahlinger Draufgänger im zentralen Mittelfeld, nickt einen Eckball von Sautner zum 3:0 ein. Erinnerungen an das 5:3 in Spielberg, wo der BSC vergangene Woche kurzzeitig einen 3:0-Vorsprung verspielte, kommen nur kurz auf. „Bahlingen hat das clever runtergespielt“, befindet der Bissinger Trainer Alfonso Garcia hinterher. Michael Deutsche kann für den Tabellendritten, der die Stuttgarter Kickers am letzten Spieltag erwartet, nur noch auf 1:3 verkürzen (88.).
Zur Wahrheit dieses bemerkenswerten Spieltages gehört auch, dass Bahlingen in wichtigen Phasen nach individuellen Fehlern Spielglück hat: So vergibt Simon Lindner für die Blauen von der Enz freistehend das frühe 1:0 (8.). Dann landet ein Foulelfmeter (Faller an Lindner) von Alexander Götz nur deshalb nicht in den Wipfeln des angrenzenden Bruchwalds, weil hinter dem Tor von Dennis Müller ein hoher Fangzaun steht (23.).
Mit einem Punkt vor den Kickers geht der BSC am kommenden Samstag als Tabellenführer ins drittletzte Saisonspiel gegen Nöttingen. Da ist Träumen erlaubt. Vereinschef Dieter Bühler und Sportchef August Zügel erinnern an die zeitliche Parallele zum Bahlinger Aufstieg in die erste Amateurliga vor genau 50 Jahren. Und die Gesänge, die unüberhörbar aus der Bahlinger Kabine bis zur Pressekonferenz ins Vereinsheim des FSV 08 schwappen, verraten euphorische Zustände: „Spitzenreiter, Spitzenreiter, hei, hei.“
Austragungsort
Stadion am Bruchwald |
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